Rassismus-, Diskriminierungs- und Othering-prozesse können heute nicht mehr als neue Phänomene in unserer Gesellschaft beschrieben werden. Nach wie vor wird in Deutschland jedoch Rassismus meistens in Zusammenhang mit physischer Gewalt und rechtsextremen Übergriffen thematisiert, weshalb sich viele hierzulande einer kritischen und selbstreflexiven Auseinandersetzung mit Rassismus verwehren.

Viele Menschen sind weiterhin der Annahme, dass rassistisches Handeln beabsichtigt oder an den Glauben an eine biologistische Konstruktion von »Rasse« gebunden sein muss.

In vielen Fällen findet Diskriminierung jedoch unbewusst und unbeabsichtigt statt – dabei wird häufig ersatzweise auf Konzepte wie »Kultur«, »Ethnie« u.ä. zurückgegriffen. Diese sind in Anerkennung der Tatsache ungleicher Machtpositionen problematisch, weil sie zu einer Reproduktion von Stereotypen über soziale Gruppen beitragen, die hierarchisierende, ausgrenzende und reduzierende Funktionen erfüllen.

Diese Ideologie wird u.a. in den medialen Diskursen, in institutionalisierten Bereichen der Wissenschaft, der Bildung und auf dem Arbeitsmarkt fortwährend reproduziert und damit diskriminierende Strukturen und Gewalt in Form rassistischer Realitäten aufrecht erhalten. So trägt eine – wenn auch unbewusste – Verweigerung der kritischen Auseinandersetzung dazu bei, dass bestehende gewaltvolle Verhältnisse in der deutschen Erinnerungskultur verkannt werden und z.B. der Mythos, dass Rassismus in Deutschland kein Problem (mehr) sei, weiterhin den gesellschaftlichen Konsens prägt. Rassismus und Diskriminierung betreffen jedoch alle Menschen, wenn auch auf unterschiedliche Weise. Wie wir von Rassismus betroffen sind, formt unsere Perspektive auf ihn. Die Perspektive wiederum beeinflusst, wie wir mit ihm umgehen, sowie welche Möglichkeiten, aber auch Grenzen und Schwierigkeiten damit verbunden sind. Dabei spielt die eigene Positionierung im System Rassismus eine ausschlaggebende Rolle.

Grafik: Salman Abdo

Text: Elizaveta Khan und Mona Leitmeier

V.i.S.d.P: Elizaveta Khan und Mona Leitmeier

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Diese Handreichung entstand im Rahmen des Projekts „Unser Kopf ist rund, damit das Denken die Richtung wechseln kann“. Gefördert aus dem Integrationsbudget der Stadt Köln aus den Haushaltsmitteln für Antirassismus-Trainings. Für inhaltliche Aussagen tragen die Autor*innen die Verantwortung.

Köln, Dezember 2019

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