Elizaveta Khan & Jonas Linnebank

„Wer hat Angst vor dem Museum? – Una excavación de las Heridas Coloniales (Eine Ausgrabung der kolonialen Wunden)” so lautete ein Projekt, das 2015 von Pêdra Costa und Berena Melgarejo Weinandt in Kooperation mit dem Weltmuseum Wien umgesetzt wurde.  Auf der Webseite des Veranstalters, des Vereins zur Förderung der Stadtbenutzung ist das Projekt u.a. mit folgenden Worten eingeführt worden: „Durch das Ausstellen von Objekten, Menschen und Kulturen und die Erkenntnisse, die daraus abgeleitet wurden, präsentierten sich Museen als ‚natürlich‘ und ‚unschuldig‘. Jedoch wurde dadurch die Gewalt verschleiert, die von diesen Institutionen ausging. Wer hat Angst vor dem Museum? – Una excavación de las heridas coloniales greift an diesem Punkt ein – basierend auf dem Wissen, dass das Museum auch ein Ort des Todes ist: ein Friedhof geraubter Objekte, ausgelöschter Geschichte(n) und zerstörter Gesellschaften.” 

Können Geschichten wieder zum Vorschein treten und wenn ja, wie?

Unsere Projektidee

Wir gehen in Museen, betrachten die Ausstellungsstücke, holen uns – wenn wir das wollen – auf unterschiedlichen Wegen Informationen zu den Eindrücken, die wir sammeln, und gehen nach Hause. Dort können wir erzählen, was wir gesehen haben. Was haben wir gesehen? Nach dem Besuch des Rautenstrauch-Joest-Museums erzählen wir wahrscheinlich von Masken, Türen, Bronzen, deren Herkunft, eventuell über deren Gebrauch und Alter.

Seit einigen Jahren ist dieser Ablauf durch post-koloniale und rassismuskritische Theorien und Praktiken gestört. Es wird über Restitutionen, Strafexpeditionen, Kolonialisierte und Kolonialverbrechen, Landraub und Genozid gesprochen. Das Museum, die Menschen, die es gründeten und ausstatteten, die, die es kuratieren und leiten, rücken in den Vordergrund. Es werden Stimmen laut von Menschen, die beraubt wurden, deren Familien gefoltert, ermordet, deren Lebensgrundlage vernichtet wurde. Diese Narrative sollen im Jahr der Rückgaben der Benin Bronzen aus dem Rautenstrauch-Joest-Museum nach Nigeria im Museum sprechen und gehört werden.

Am Anfang des Projektes standen viele Fragen im Raum, und am Ende entstanden ein paar Ideen, für das Finden von Antworten. Durch Befragungen und vor allem die Rückmeldungen von Besucher:innen des Projektes haben wir folgende Ideen zusammengestellt:

  • Die Bereitschaft zur Kooperation mit zivilgesellschaftlichen Organisationen und Initiativen ist da, der Bedarf als auch der Wunsch, Aushandlungsprozesse gemeinsam zu gestalten, ist formuliert, doch es fehlt an Strategien und Strukturen. Wenn Interventionen, neue Projekte und Ideen in das Museum getragen werden sollen, muss mehr Personal angestellt werden, das für die Vermittlungsarbeit und die Kommunikation innerhalb und außerhalb der Institution zuständig ist.
  • Im Museum selbst braucht es Räumlichkeiten, wo Personen aus der Institution als auch aus der Stadtgesellschaft zusammenkommen können, um gemeinsam an Projekten und Ideen zu arbeiten und um miteinander zu diskutieren und sich auszutauschen.
  • Viele verschiedene kleine bis große Mitmachideen gibt es schon, bzw. werden diese gerade entwickelt. Doch wie erfahren Menschen davon? Das Museum braucht eine Informationsstrategie, die verschiedene Zielgruppen mit unterschiedlichen Interessensbereichen anspricht. Bspw. könnte im Foyer des Museum eine Informationstafel mit allen laufenden Projekten, Interventionen und Mitmachmöglichkeiten aufgestellt werden, so dass Besucher:innen sich direkt vor Ort informieren können.
  • In den Strukturen des Museums braucht es auch eine andere, erweiterte Informationsstrategie. So haben es Projektgebende von außen schwer, in den Informationsfluss innerhalb der Institution zu gelangen. Es werden die Personen angesprochen, mit denen sowieso schon Kontakte bestehen, aber es gibt keinen klaren Informationsablauf an alle im Museum Beschäftigten in Bezug auf neue Ideen und Projekte, die von außerhalb des Museums kommen.
  • Die Entwicklung eines Code of conduct, in dem festgehalten wird, was alles zur Dekolonialisierung von ethnologischen Museen gehört, welche Schritte das Museum unternimmt, um Rassismus nicht zu reproduzieren, welche Sprache(n) innerhalb der Institution benutzt werden, welche Begrifflichkeiten entsprechend eingeordnet, oder auch komplett entfernt werden müssen etc. Bei diesem Prozess müssen Zivilgesellschaft eingebunden werden. Weiterhin sollte der Code of conduct auch beinhalten, wie Restitiutionsprozesse ablaufen, wie Informationen zu den Objekten-Subjekten des Museums zugänglich gemacht werden, und wo es welche Informationen gibt.
  • Die Beschriftungen von Objekten und Subjekte muss kritisch hinterfragt und entsprechend verändert werden. Die Reproduktion von Rassismus und kolonialen Narrativen sollte vermieden und wenn es nicht möglich ist, so doch entsprechend eingeordnet werden
  • Die Informationen zur Herkunft der Objekte-Subjekte im Museum, sollte sich nicht „nur“ auf die geografische Herkunft beziehen, sondern den Erwerbshergang transparent machen: In welchem Kontext wurden die Sammlungsstücke wie erworben?
  • Durch den Aufbau und Ausbau von internationalen Kooperationen vor allem mit Museen aus dem globalen Süden, sollte auch ein Austauschprogramm für junge Menschen ins Leben gerufen werden, die an den jeweiligen Museen  gemeinsam Projekte entwickeln, Forschungen anstellen und Veranstal-tungen organisieren können.
  • Die Einbindung verschiedener Kulturformate, wie Lesungen, Musik, Gestaltungskunst, Tanz etc. sollte weiter und vermehrt initiiert werden, vor allem in der Dauerausstellung, um verschiedenen Künstler:innen und Besucher:innen die Auseinandersetzung mit Geschichte und Geschichten in ver-schiedenen Formaten zu ermöglichen.
  • Dauerhafte Aufnahme von rassismuskritischen Führungen in das Vermitt-lungsprogramm, mit unterschiedlichen Ansätzen der Vermittlung und fortwährender Entwicklung der Inhalte durch verschiedene Impulsgebende.
  • Dauerhafte Aufnahme von Depotführungen in das Vermittlungsprogramm unter rassismuskritischen Aspekten.

Stimmen und Stimmungen aus dem Museum

Vor, während und nach den jeweiligen Veranstaltungen, die im Rahmen des Projektes organisiert wurden, hatten Besucher:innen die Möglichkeit, uns Rückmeldungen aufzuschreiben. Im Folgenden haben wir diese zusammengestellt:

Allgemeine Rückmeldungen

  • Aufklärung!  Rassismukritischer Blick auf Kolonialisierung
  • Warum sind junge Leute nur in der Museumsnacht hier (Rautenstrauch-Joest-Museum, Anm. d.Verf.)? Daran muss das Museum arbeiten
  • Rassismuskritische Aufarbeitung und Beschriftung der Objekte. Nur noch rassismuskriti-sche Führungen im Museumdienst der Führungen. Tiefer gehende Workshops zum The-ma Rassismuskritik… danke für die tolle Führung, das wunderbare Projekt „Die Baustelle“ und „Museum spricht“. Weiter so!
  • Mehr Lockerheit (Musik, Führungen, Sitzgelegenheiten), mehr Vermittlung, kein N-Wort, weniger männliche Dominanz in den Ausstellungsobjekten
  • Vermittlung! ❤ Mehr Führungen, mehr Raum für Betroffenenperspektiven. Mehr Reprä-sentation, klare Benennung rassistischer Strukturen
  • Mehr Angebote zu antirassistischen/antikolonialen Thema, zu verschiedenen Objekten, Personen
  • Mehr BIPoCs, bessere Kommunikation (in allen Ebenen), mehr Angebote für Kinder und Familien, mehr Bezug zur heutigen Zeit: Gegenwartsbezug + Kolonialität, aktuelle Konsequenzen des Kolonialismus
  • Mehr Aktionen bspw. Museumsnacht, kreative Methoden im Menschen anzusprechen
  • Geschichten der Menschen erzählen
  • Ein super Begrüßungsteam vom Integrationshaus e.V. und dem KUNTS e.V., warum ist es nicht immer da?
  • So ein freundliches Empfangsteam wie heute, InHaus und KUNTs e.V
  • Mehr Malerei, weniger Benin-Bronzen
  • Türen öffnen! Sammlungen auflösen! Menschen integrieren!
  • Weniger eurozentristischen Blick im Museum, mehr rassismuskritische Führungen.  Das Aufdecken kolonialen rassistischen Kontinuität. Gebt die „Raubkunst“ zurück, es ist unter Gewalt geklaut worden
  • Themenbezogene und gegenwartsbezogene Führungen,  Menschen nach Interessen abholen
  • Rückmeldungen zu den Führungen:
  • Super spannende Führung, die zwingend in das Regelangebot des Museums Einzug finden muss, um zu verstehen wie und unter welchen Umständen Gegenstände ins Museum gelangt sind und welche rassistischen Motive dahinter stecken!
  • Mehr rassismuskritische Führungen
  • Mehr Führungen, die das Thema Rassismus beinhalten
  • Super interessant. Viel Kontext zu den ausgestellten Stücken macht den Besuch sehr lohnenswert und bleibt im Kopf
  • Eine super Führung, davon sollte es mehr geben, denn sie beleuchtet viele Dinge in ei-nem anderen Licht
  • So wichtig, wenn es jemand macht, der Kopf ist rund…
  • Mega Führung! Ich finde Völkerkundemuseen oft sehr langweilig, diese Führung hat aber eine spannende neue Perspektive auf die Dauerausstellung geworfen.
  • Mehr/öfter Führungen mit rassismuskritischem Blick und auch in anderen Sprachen
  • Jeden Tag solche Führungen!
  • Tolle Führung, so welche braucht es mehr an Orten wie diesen!!! Mehr Kritik an den Ur-sprüngen und Kurationen, so wie in der Führung
  • Augen und Ohren öffnende Führung regt zum Nachdenken an. Gerne Zitate inhaltlich wiederholen um was geht es genau? Stichpunkte/Zusammenfassungen. Vielen Dank für die neuen Impulse
  • Bitte diese Führung in das Dauerprogramm übernehmen! Wichtig!
  • Eine sehr interessante Führung. Eine spannende neue Sichtweise auf die Exponate. Schön wäre es, die Führung noch zu erweitern. Weiter so!
  • Professionell, gewitzt, endlich ausreichend kritisch und kunstvoll zugleich! Absolut inspirierend, vielen Dank! Bitte wieder und mehr davon!
  • Tolle Führung mit rassismuskritischen Blick, endlich!!!
  • Ich würde mir mehr Objektivität in der Führung wünschen. Ich fand sie sehr informativ und Augen öffnend aber etwas zu kurz. Ich hätte mehr Zeit mit mehr Exponaten ver-bracht.
  • Dankeschön für die tolle, informative Führung!
  • Schöne Führung: sachlich, politisch, engagiert. Zu ruhigeren Zeiten noch intensiver
  • Mehr erlebbar Perspektiven von rassismuskritischen Personen; lange Texte wirken vergleichsweise weniger attraktiv als Ausstellungsobjekte
  • Führungen in verschiedenen Sprachen
  • Das Museum hat es sehr nötig, dass es solche Führungen gibt
  • Diese neue Sichtweise hat mich sehr inspiriert. Die rassismuskritische Führung war toll!
  • Ich würde mir einen stärkeren Ausbau der „Antikolonialen Welten“ wünschen da mir die Führung extrem gefallen hat und die Inhalte zur Deutschen Kolonialisierung komplett neu waren. Weiter so
  • Es war super interessant! Unheimlich wichtig darüber zu sprechen
  • Tolle Erfahrung und Führung  Ich kannte die Dauerausstellung bisher noch nicht und werde sie mir mit einem doch sehr kritischen Blick nochmal anschauen. Für Menschen, die nicht  vom Fach sind, kann ein Museumsbesuch fatal Ende.  Ich kann dieses Format nur allen Museen empfehlen.
  • Danke für die Führung, nächstes Mal gerne mit mehr Zeit!
  • Der Vortrag von Ricardo war grandios und dringend notwendig. Vielen Dank!

Dieser Artikel ist Teil der Publikation: “Guide Zur Dauerausstellung Des Rautenstrauch-Joest-Museums”, Weitere Infos und die vollständige Publikation finden Sie hier: Guide Zur Dauerausstellung Des Rautenstrauch-Joest-Museums

Vorwort

Ein Museum verstanden als ein aktiver Teil einer demokratischen Gesellschaft, ein Ort, an dem über gesellschaftliche Themen verhandelt wird, muss Platz haben und Platz machen, für Menschen. 

In unserem Projekt „Die Baustelle. Aus Konservierung wird Konversation“ haben wir uns folgende Fragen gestellt: 

  • Wie kann ein Museum ein demokratischer Ort werden?
  • Wie kann Wissens- und Deutungsmacht geteilt werden? 
  • Wie kann ein Museum ein Ort für gemeinsame Erinnerungen in einer diversen Gesellschaft werden? 
  • Wie können verschiedenen Stimmen eingebunden werden, ohne dass es sich um plakative und einmalige Augenblicke handelt? 
  • Wie sieht ein demokratischer Ort in der Praxis aus? 

Große Fragen, die uns zu Beginn des Vorhabens im Kopf schwirrten, und mit denen wir uns auf den Weg gemacht haben. 

Unsere Hauptidee bestand darin, dass wir zum Einen eine rassismuskritische Führung konzipieren und Besucher:innen um Rückmeldungen zur Idee und Durchführung bitten. Dabei stand die Frage im Fokus, wie dem weiß dominierten Narrativ  von der Entdeckung neuer Kontinente durch europäische Seefahrer entgegengewirkt werden kann. Mit der geplanten Führung sollte ein Versuch gestaltet werden, die Dauerausstellung in ihrem jetzigen Zustand gegenzulesen. 

Die Führung sollte nicht nur einen Einblick in oft unerhörte Geschichten geben, sondern durch Beispiele über den Umgang mit Objekten/Subjekten das enge Verhältnis zwischen vergangener rassistischer kolonialer Gewalt und heutigen Kämpfen um Antidiskriminierung, Restitution und Reparation beleuchten. Zum Anderen haben wir eine literarischen Intervention organisiert, mit Lesungen und einem Audioguide, der sowohl in dieser Publikation als auch online aufzufinden ist. 

Literatur ist eine Kunstform, die die Menschlichkeit in all ihren Facetten zeigt, in ihren Abgründen und altruistischen Momenten, in Momenten der Aufgabe und der Behauptung. Literatur zeigt Welt und Menschlichkeit in ihren Möglichkeiten: In dem, was ist, was nicht ist, was hätte sein können, was nicht hätte sein dürfen und doch so war. Und darum sind wir froh, Texte von Sharon Dodua Otoo, Senthuran Varatharajah, Prof. Dr. Peju Layiwola, Gisela Casimiro und Robin Coste Lewis präsentieren zu können. Die Texte der drei letzt genannten Autorinnen sind dank der Übersetzungen von Alexander Estis, Odile Kennel, Beatrice Cordier und Laurine Irmer auch auf Deutsch verfügbar. 

Um das Museum zu einem Ort für Menschen zu machen, gilt es auch die Unmenschlichkeiten sichtbar zu machen, die diesen Ort ermöglicht haben. Nicht die Dinge, die überlebt, die wir mitgenommen haben, nicht die Objekte touristischer, scheinwissenschaftlicher Gier sollten in einem ethnologischen Museum ausgestellt werden, sondern die Zerstörung der Wohnviertel, Menschen und Sprachen, die Entweihung von Heiligen Orten, menschlichen Werten und sozialen Versprechen sollten wir ausstellen. „Denn es war gewollt, dass eine Stille entsteht, wo unsere Lieder, Gedichte, Geschichten und epische Romane hätten sein sollen. / Es war gewollt, dass unsere Schreie hinter einer Glaswand verschwinden, übertönt von hämischem Gelächter, vom Blinken gieriger Kinderaugen und mit diversen Katalognummern versehen. / Es war gewollt, dass meine Ahn*innen hierzulande kein Gehör finden. Doch sie sprechen.“ (S. D. Otoo).

Wir sollten an einem Museum bauen, in dem die Geschichten der Menschen, ihre Sprachen, ihre Beziehungen, ihre Weltsichten, ihre Religionen, ihre Sicht auf die Geschichte und auf die Gegenwart sichtbar, hörbar, fühlbar werden. Ein Museum der Menschen der Welt. Das Betreten der Baustelle ist erwünscht. 

Die folgende Veröffentlichung besteht aus zwei Teilen. Der erste Teil gibt Einblick in die Projektinhalte, der zweite präsentiert den Text- und Audioguide. Im Anhang sind das Begleitheft zur antirassistischen Führung von Ricardo Márquez García beigefügt sowie eine Fotodokumentation des Gesamtprojektes. 

Wir danken allen Beteiligten außerhalb und innerhalb des Rautenstrauch-Joest-Museums  für die Ideen, das Engagement und die Unterstützung unseres Vorhabens sowie dem Fonds Soziokultur für die finanziellen Mittel. 

Und freuen uns auf die weiteren Schritte, die noch zu gehen sind. 

Elizaveta Khan und Jonas Linnebank

Die folgende Veröffentlichung besteht aus zwei Teilen. Der erste Teil gibt Einblick in die Projektinhalte, der zweite präsentiert ist der Guide. Im Anhang gibt es Fotos und Textausschnitte zu der Antirassistischen Führung von Ricardo Márquez García.

Wir danken allen Beteiligten für die kreativen Ideen, das Engagement und die Unterstützung unseres Vorhabens sowie dem Fonds Soziokultur und freuen uns auf die weiteren Schritte, die noch zu gehen sind.

Herausgebende Organisationen:

Integrationshaus e.V.

Ottmar-Pohl-Platz 5

51103 Köln

www.ihaus.org

0221-99745752

Kunts e.V.

c/o Linnebank

Marbergweg 99

51107 Köln

www.kliteratur.de

Graphik: Salman Abdo und Fadi Elias

Redaktion: Jonas Linnebank, Elizaveta Khan, und Carla Prassel

\ Diese Publikation entstand im Rahmen des Projekts „Die Baustelle. Aus Konservierung wird Konversation“. Ein Projekt des Integrationshaus e.V. und des KUNTS e.V. in Koooperation mit dem Rautenstrauch-Joest-Museum.

\ Das Projekt wurde gefördert durch den Fonds Soziokultur aus Mitteln der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien im Rahmen von NEUSTART KULTUR.

Köln, Dezember 2022

Die Handreichung gibt es als download hier: Guide zur Dauerausstellung des Rautenstrauch-Joest-Museums

In 2022 haben wir das Projekt „Die Baustelle. Aus Konservierung wird Konversation“ durchgeführt. Neue Texte von Sharon Dodua Otoo und Senthuran Varatharajah und ein Konzept für eine rassismuskritische Führung sind dabei entstanden. Daneben haben wir Besucher:innen um ihre Meinungen gebeten: Wie kann ein Museum ein Ort für gemeinsame Erinnerungen in einer diversen Gesellschaft werden?

Herzliche Einladung

Am 28.01.2023, 19:00 Uhr, findet nun der zweite Teil von „Das Museum spricht“ statt. Wir stellen den Beitrag Gisela Casimiro vor, gelesen von Ley Ghafouri, und Odile Kennel, Lyrikerin und Übersetzerin, liest Auszüge aus der Übersetzung von Robin Coste Lewis “Voyage of the Sable Venus” vor. Zum Abschluss liest Jonas Linnebank seinen Beitrag über den Namensgeber des Museums.

Aufgrund der begrenzten Plätze bitte wir um eine verbindliche Anmeldung (Vorname, Name, Mailadresse) unter: workshops@ihaus.org

Wir freuen uns auf Sie und Euch und den Austausch!

Robin Coste Lewis verwertet in “Voyage of the Sable Venus” die rassistische Sprache von Museen und Archiven. Wir möchten darauf hinweisen, dass sich in den Texte teilweise gewaltvolle Sprache widerfindet. 

Eine gemeinsame Veranstaltung des Integrationshaus e.V. und der KUNTS e.V. in Kooperation mit dem Rautenstrauch-Joest-Museum

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Ein Kooperationsprojekt des Integrationshaus e.V. und des Kunts e.V. in Zusammenarbeit mit dem Rautenstrauch-Joest-Museum, März – Dezember 2022


Was bewegt uns?

Wie kann ein Museum ein demokratischer Ort werden? Wie kann Wissens- und Deutungsmacht geteilt werden? Wie kann ein Museum ein Ort für gemeinsame Erinnerungen in einer diversen Gesellschaft werden? Wie können verschiedenen Stimmen eingebunden werden, ohne dass es sich um plakative und einmalige Augenblicke handelt? Und wie sieht ein demokratischer Ort in der Praxis aus? Das sind die großen Fragen, mit denen wir uns auf den Weg machen wollen.


Wie gehen wir vor?

Unsere praktische Umsetzung ist in zwei Teile gegliedert:

  1. Zunächst einmal werden wir analysieren, welche Barrieren – offen liegende als auch verdeckte – bestehen. In einem zweiten Schritt werden wir uns die verschiedenen Bedarfe anschauen. In einem dritten Schritt werden wir Indikatoren herausarbeiten, an denen wir die oben aufgeführten Fragen „beantworten“ werden. Dieser Prozess passiert durch Interviews und Befragungen sowohl von den Akteur:innen innerhalb der Institution als auch von Besucher:innen.
  2. Der zweite Teil unseres Prozess bilden zwei Ansätze, mit denen wir unsere Fragestellungen mit unterschiedlichen Herangehensweisen in die Praxis übertragen möchten. Zum einen mit der (A.) Erarbeitung einer rassimuskritischen Führung durch die Rautenstrauch-Joest-Museums und zum anderen mit der (B.) Initiierung einer literarischen Intervention.

Was soll am Ende des Projektes sein?

Am Ende haben wir eine Analyse von bestehenden Barrieren vorgenommen und erste Schritte definiert – eine Vision des Museums als demokratischer Ort. Aus diesem Projekt heraus sollen keine Einzelprojekte entstehen, sondern eine dauerhafte Strategie für ein Museum der Zukunft entwickelt werden.

In der Kölner Museumsnacht werden wir unsere Ergebnisse mit den Besucher:innen teilen und Führungen und Lesungen organisieren.


Unsere Ideen für die Praxis

  1. Der Mensch in seinen ANTIKOLONIALEN Welten

Rassismuskritische Führung durch die Dauerausstellung des Rautenstrauch-Joest- Museums

„Der Übergang vom Mittelalter zur Neuzeit Ende des 15. Jahrhunderts markiert einen epochalen Umbruch von globalem Ausmaß. Die Entdeckung neuer Kontinente durch europäische Seefahrer leitet Europas Vormachtstellung in der Welt ein.“ Mit diesen Wörtern werden Besucher*innen im Bereich ‚Begegnung und Aneignung: Grenz- überschreitungen‘ in dieses Thema eingeführt. Diese zwei Sätze mögen von vielen Menschen als objektiv und faktenbasiert verstanden werden, jedoch verbergen sie zahlreiche Formen von Gewalt, die in diesem musealen Kontext fortgeschrieben werden. ‚Mittelalter‘ und ‚Neuzeit‘ sind zwar akademisch etablierte Begriffe für Epochen, jedoch basieren sie auf europäischen Entwicklungen und sind daher stark eurozentrisch. Von einer ‚Entdeckung neuer Kontinente‘ kann schwer die Rede sein, wenn die Ankunft von Invasoren, Mördern und Menschenhändlern in Abya Yala gemeint ist. Und was ist im oben genannten Zitat mit ‚Europas Vormachtstellung‘ gemeint? Soll das auf einen bis heute andauernden Zustand hindeuten? Hier lässt sich jedenfalls keine objektive Position erkennen, sondern eine Weltsicht, die Entwicklung als etwas lineares versteht, von ‚unterentwickelt‘ zu ‚hochentwickelt‘ (=Vormachtstellung). Soweit eine kurze einführende Kritik, die sich auf zahlreiche Texte in der Dauerausstellung vom Rautenstrauch-Joest-Museum ausweiten ließe.

Wie kann aber diesem Narrativ entgegengewirkt werden? Mit der geplanten Führung wird ein Versuch gestartet, die Dauerausstellung in ihrem jetzigen Zustand gegen zu lesen. Dazu werden sowohl existierende Textpassagen kritisiert als auch Repräsentationsformen von Objekten/Subjekten. Welche Bilder ‚außereuropäischer Kulturen‘ werden produziert und reproduziert und welche Alternativen wären möglich? Welche Stimmen wurden in dieser Ausstellung ausgelassen und was könnten sie uns über die ausgestellten Objekte/Subjekte erzählen? Dieser Ansatz knüpft an die Methodik der vergangenen Sonderausstellung ‚RESIST! Die Kunst des Widerstands‘, bei der eine Mehrstimmigkeit grundlegend war, um die Vergangenheit und Gegenwart antikolonialer Kämpfe zu beleuchten. Denn es sollte nicht um oft reproduzierte eurozentrische Narrative über Kolonialgeschichte gehen, sondern um den Widerstand dagegen, damals und heute.

Die geplante Führung soll nicht nur einen Einblick in diese oft unerhörten Geschichten liefern, sondern durch Beispiele über den Umgang mit Objekten/Subjekten das enge Verhältnis zwischen vergangener rassistischer kolonialer Gewalt und heutiger Kämpfe um Antidiskriminierung, Restitution und Reparation beleuchten. Ebenso ist angedacht, eine Depotführung als Beitrag zur Öffnung und Transparenz des Museums als Institution zu etablieren.


One of the Drawers containing subjects/objects located in RJM Depot.
  • Das Museum spricht

Vom Konservieren zur Konversation: Eine Literarische Intervention

Wir gehen in Museen, betrachten die Ausstellungsstücke, holen uns – wenn wir das wollen – auf unterschiedlichen Wegen Informationen zu den Eindrücken, die wir sammeln, und gehen nach Hause. Dort können wir erzählen, was wir gesehen haben. Was haben wir gesehen? Nach dem Besuch des Rautenstrauch-Joest-Museums erzählen wir wahrscheinlich von Masken, Türen, Bronzen, deren Herkunft, eventuell über deren Gebrauch und Alter.

Seit einigen Jahren ist dieser Ablauf durch post-koloniale und rassismuskritische Theorien und Praktiken gestört. Es wird über Restitutionen, Strafexpeditionen, Kolonialisierte und Kolonialverbrechen, Landraub und Genozid gesprochen. Das Museum, die Menschen, die es gründeten und ausstatteten, die, die es kuratieren und leiten, rücken in den Vordergrund. Es werden Stimmen laut von Menschen, die beraubt wurden, deren Familien gefoltert, ermordet, deren Lebensgrundlage vernichtet wurde. Diese Narrative sollen im Jahr der Rückgaben der Benin Bronzen aus dem Rautenstrauch-Joest-Museum nach Nigeria im Museum sprechen und gehört werden.

Da die Literatur die Kunst und Praktik ist, Geschichten zu erzählen, möchten wir in Zusammenarbeit mit dem Museum und dem Integrationshaus e.V. einen literarischen Audioguide erstellen. Er wird die Geschichten von Besucherinnen wie Peju Layiwola erzählen, die in ihrem Gedicht „I have come to take you home“ ihre Eindrücke und Gedanken schildert, während sie die Ausstellung des Museums besucht. Ein Gedicht, das kein Objekt beschreibt, sondern ein lebendiges Gegenüber. Ein Gedicht, das das Museum hervortreten lässt und einen Weg „durch Taschen von Plünderern, von Auktionstischen zu/ stummen Kammern der Museums-Keller“.

Wir fragen uns: Was würde das Museum antworten? Würden Adele Rautenstrauch und Wilhelm Joest loslassen können? Welche Geschichten erzählen die Menschen aus Köln? Inwiefern sind sie anders – oder ähnlich – zu den Geschichten derer, die nicht aus Köln kommen? Was will das Museum? Was wollen die Menschen, die in das Museum besuchen? Wie sehen die Schnittmengen, die Auseinandersetzungen aus? Wie die Probleme, Hoffnungen und Gegenseitigkeiten? Was ist möglich? Was nicht? Wir fragen uns und geben die Fragen an das Publikum weiter. An den Ausstellungsort und an die Wesen und Dinge, die es bewohnen. Wir hören zu. Und das Museum spricht.


Integrationshaus e.V.
Elizaveta Khan | elizaveta.khan@ihaus.org

Ricardo Márquez García | rimar27@hotmail.com

Kunts e.V.

Jonas Linnebank | jolin@ihaus.org


Das Projekt wird durch den Fonds Soziokultur aus Mitteln der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien im Rahmen von NEUSTART KULTUR gefördert.

Liebe Stadtgesellschaft, liebe Engagierte,

aufgrund der aktuellen Abschiebungen und des damit verbundenen inhumanen Umgang mit Schutzsuchenden in unserer Stadt haben sich Einzelpersonen, verschiedene Initiativen und Organisationen zusammengeschlossen und einen offenen Brief an unsere Oberbürgermeisterin Henriette Reker, unsere Stadtdirektorin Andrea Blome und die Leiterin der Ausländer:innenamtes Ulrike Willms formuliert. Dieser wurde heute verschickt. 


Ab heute
wird der Offene Brief veröffentlicht und kann ebenso unterzeichnet werden. Dazu können Personen einen Mail mit ihrem Vornamen und Namen und ggf. einer Organisation/Initiative an machmit@ihaus.org schicken, mit der Bitte um Aufnahme als Unterzeichnende. 


Wir danken Euch sehr für Eure Solidarität und freuen uns auf viele Unterzeichnende. Sie und Ihr sind und seid herzlich eingeladen, diesen Brief weiter zu teilen. 


Wir haben uns vorgenommen, wöchentlich an die Verantwortlichen zu schreiben, mit den jeweils dazukommenden Unterstützenden.
Für weitere Fragen stehen wir Ihnen und Euch gerne zur Verfügung.

Marianne Arndt und Elizaveta Khan 
(für die Unterschriftensammlung des offenen Briefes) 


Jetzt im Social Media mit-machen: Grafiks und Texte


Offener Brief der Stadtgesellschaft – Köln hat sich dazu verpflichtet, ein Sicherer Hafen für geflüchtete Menschen zu sein

Sehr geehrte Frau Reker, sehr geehrte Frau Blome, sehr geehrte Frau Willms,

der inhumane Umgang bei der Abschiebung geflüchteter Menschen in unserer Stadt, insbesondere mit Kindern, stellen Köln als „Sicherer Hafen“, Köln als „Europäische Hauptstadt der Vielfalt und Integration“ und Köln als “Kinderfreundliche Kommune” dramatisch in Frage! 

Wir fordern die Politiker:innen unserer Stadt dazu auf, sich aufrichtig für eine echte Integration und Inklusion einzusetzen und der Stadtverwaltung entsprechende Handlungsrichtlinien zu geben. 

Zu einem Sicheren Hafen gehört, laut Beschluss des Stadtrats vom 14. Februar 2019, dass die Kommune…

…für alle geflüchteten Menschen – unabhängig vom Fluchtweg – für ein langfristiges Ankommen sorgt. Um ein gutes und sicheres Leben in der Kommune zu gewährleisten, müssen alle notwendigen Ressourcen für eine menschenwürdige Versorgung, insbesondere in den Bereichen Wohnen, medizinische Versorgung und Bildung und für die gesellschaftliche Teilhabe der Aufgenommenen zur Verfügung gestellt werden.

…für Bleibeperspektiven eintritt und sich im Rahmen ihrer Möglichkeiten gegen Abschiebungen einsetzt. Sie ist nicht nur Sicherer Hafen, sondern zugleich Solidarische Stadt für alle Menschen.

Köln hat sich dazu verpflichtet, ein Sicherer Hafen für geflüchtete Menschen zu sein.

Mit überwältigender Mehrheit hat sich die Stadt zum „Sicheren Hafen“ erklärt. Damit geht eine Haltung einher, die wir vor allem in Bezug auf die aktuelle Abschiebepraxis in unserer Stadt vermissen. Menschen werden massiv unter Ausreisedruck gesetzt und vor Ort bei der Ausländerbehörde festgenommen. In der letzten Woche, aber auch schon davor, wurden Menschen abgeschoben, die jahrelang hier gelebt und gearbeitet haben, und erst durch ein von der Ausländer:innenbehörde auferlegtes Arbeitsverbot ihren Lebensunterhalt durch die Solidarität unserer Gesellschaft bestreiten mussten.

Mit dem Siegel “Kinderfreundliche Kommune” müssten auch Rechte von Kindern gewahrt werden, die auf traumatisierende Weise von der Stadt Köln abgeschoben wurden und obendrein in dieser empfundenen Gewaltsituationen als Dolmetschende fungierten. Wir werden den Verein „Kinderfreundliche Kommune“ über diese Abschiebepraxis und das Nichteinhalten von universellen Kinderrechten, wie sie in der UN-Kinderrechtskonvention festgeschrieben sind, informieren.

Wir haben bisher die Erfahrung gemacht, dass sich die Ausländer:innenbehörde an die beschlossenen Selbstverpflichtungen für Geflüchtete hält und als „Sicherer Hafen“ alle Möglichkeiten nutzt, um Menschen weiter in Köln dulden zu können. Warum hat sich dies so dramatisch geändert?

Wir erwarten, dass die Ausländer:innenbehörde ab sofort wieder alle Ermessensspielräume nutzt, um Abschiebungen auszusetzen, bis entsprechende Gesetze von Bund und Land erlassen werden.

Wir fordern: 

1. Eine humane Ausreise, wenn alle Rechtsmittel ausgeschöpft sind. Es darf kein überfallartiges und bedrohliches Szenario geben. Für eine anwaltliche Vertretung und für einen ärztlichen und sozialen Beistandschaft muss gesorgt werden!

2. Dass die vom Rat beschlossene Umgestaltung der Ausländer:innenbehörde zur Willkommensbehörde umgehend in Angriff genommen wird!

3. Die Abschiebepraxis der Ausländer:innenbehörde zu kontrollieren und die Ausländer:innenbehörde anzuweisen, die Erlasse des Landesministeriums wie auch der Bundesministeriums des Innern unter Ausschöpfung aller Ermessenspielräume positiv umzusetzen!

Die benannten Auszeichnungen der Stadt dürfen kein Etikettenschwindel sein und verpflichten zu einer humanen Politik, insbesondere in der Ausländer:innenbehörde. 

Universelle Menschenrechte zu wahren ist unsere Motivation.

Wir wünschen, dass dies auch eine Motivation der Verantwortlichen unserer Stadt wird!

Mit Wut im Bauch

Ihre Stadtgesellschaft

Erstunterzeichnende

Eli Abeke, KölnZeigtHaltung, Bündnis14 Afrika, Runder Tisch für Integration

Delshad Abramians, Integrationshaus e.V. 

Klaus Adrian, KölnZeigtHaltung,  AK Politik der Kölner Willkommensinitiativen

Moghtada Ahmadi, Stadtbewohner

Marianne Arndt, KölnZeigtHaltung, Mosaik Köln Mülheim e.V., AK Politik der Kölner Willkommensinitiativen

Jarosław Bąk, Integrationshaus e.V.

Ewa Bak, Stadtbewohnerin

Vivian Berhane, Mitglied im Integrationsrat der Stadt Köln, Mitglied im Kölner Runden Tisch für Integration

Wenzel Blickhäuser, Integrationshaus e.V. 

Walla Blümke, Vorstandsmitglied Verein EL-DE-Haus e.V., Mitglied Kinderschutzbund.

Prof. Dr. Kemal Bozay,  KölnZeigtHaltung, interKultur e.V.

Gabi Busche, FIZ e.V.

Sabine Dekant, Solibund e.V.

Elena Cobanoglu, FIZ e.V.

Annette de Fallois, KölnZeigtHaltung

Ahmet Edis, stlv. Vorsitzender des Integrationsrat der Stadt Köln

Abbas Fidan, Alevitisches Kulturzentrum e. V. Köln Porz

Ciler Firtina, Vorstandsmitglied Verein EL-DE-Haus e.V.

Andreas Fischer, Integrationshaus e.V. 

Nils Freund, KölnZeigtHaltung , Aktion Neue Nachbarn

Amelie Frerichs, FIZ e.V.

Hanim Ezder, Geschäftsleitung Begegnungs- und Fortbildungszentrum muslimischer Frauen e.V. (BFmF)

Ute Gau, FIZ e.V.

Andrej Harder, Stadtbewohner

Isabel Heinrichs, KölnZeigtHaltung , Aktion Neue Nachbarn

Christian Huber, Stadtbewohner

Sabrije Kelmendi, KölnZeigtHaltung

Elizaveta Khan, KölnZeigtHaltung, Integrationshaus e.V., Bürgerstiftung KalkGestalten

Feodora Khan, Profitänzerin

Sati Kizaran, FIZ e.V.

François Koutouan, DAKO e.V.

Peter Krücker, Vorstandssprecher Caritas Köln, Stellv. Sprecher des Runden Tisches für Flüchtlingsfragen

Bärbel Künz, FliehKraft – Kölner Flüchtlingszentrum

Dr. Eugen Litvinov, Kölner Verbund der Migrantenorganisationen (KVMO) e.V., Verein für fachliche Unterstützung und Begleitung der migrantischen Organisationen – MO-Hilfe e.V.

Vinz Lanzarotta, Integrationshaus e.V. 

Jonas Linnebank, KUNTs e.V./Kölner Literaturzeitschrift KLiteratur

Angelika Link-Wilden, KölnZeigtHaltung, Vorstandsmitglied Verein EL-DE-Haus e.V.

Tayfun Keltek, Vorsitzender des Integrationsrat der Stadt Köln

Bourhen Maddouri, Stadtbewohner 

Karim Maddouri, Schüler

Lili Maddouri, Schülerin 

Beate Mages, Bürgerzentrum Vingst

Maximilian Mantsch, Student der Sozialen Arbeit

Hanen Melliti, Integrationshaus e.V. 

Dr. Marcus Meier, Kölnische Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit e.V.

Elke Merten, FIZ e.V.

Inan Middelhoff, Bürgerhaus MüZe, interKultur e.V.

Dr. Denis Mukuna, Vorsitzender der Afrikanische Gemeinde Köln e.V.

Caterine Münch, Raum-B / Diakonisches Werk Köln und Region gGmbH 

Ines Nadrowski, Öffentlichkeit gegen Gewalt e.V.

Dominic Passgang, Gruppe „Mosaik“ der Bürgerplattform STARK! im Kölner Norden

Patrizia Powierski, Integrationshaus e.V. 

Claus-Ulrich Prölß, KölnZeigtHaltung, Kölner Flüchtlingsrat e.V.

Susanne Rabe-Rahman, KölnZeigtHaltung

Ole Reichardt, im Namen der Bürgerplattform STARK! im Kölner Norden

Der Vorstand des Rom e.V.

Sebastian Rose, KölnZeigtHaltung, Komitee für Grundrechte und Demokratie e.V.

Ruth Scheuer, Stadtbewohnerin

Cornelia Schmerbach, Vorstandsmitglied Verein EL-DE-Haus e.V.

Walburga Schürmann, Geschäftsführerin Deutsch-Türkischer Verein Köln e.V.

Margit Seimel, Vorsitzende des Presbyteriums der evangelischen Kirchengemeinde Köln Bickendorf

Elena Shmidt, Integrationshaus e.V. 

Ilka Simon, AntiDiskriminierungsBüro Köln / Öffentlichkeit gegen Gewalt e.V.

Ahmet Sinoplu, Coach e.V.

Kemal Sovuksu, Solibund e.V., und KVMO e.V.

Gregor Stiels, KölnZeigtHaltung

Nikola Swietojanska, Lehramtstudentin

Ferdos Tadjini, FIZ e.V.

Ayse Tekin, Kölner Runder Tisch für Integration

Wolfgang Uellenberg van Dawen, KölnZeigtHaltung, Kölner Runder Tisch für Integration

Hakan Uzun, interKultur e.V.

Gertrud Weitze-Altreuther, Integrationshaus e.V. 

André Weßel, KölnZeigtHaltung, Seebrücke Köln

Prof. Jürgen Wilhelm, Vorstand Kölnische Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit e.V.

Claudia Wörmann- Adam, Co-Vorsitzende EL-DE-Haus Verein und Sprecherin Köln stellt sich quer

Gaku Yamane, Künstler

Azusa Yamane, Stadtbewohnerin

Mitsuki Yamane, Schüler

Ichika Yamane, Kindergartenkind

Eva Maria Zimmermann, GEW

Erstunterzeichnende Organisationen und Initiativen

Allerweltshaus Köln e.V. 

Bürgerplattform STARK! im Kölner Norden

Deutsch-Türkischer Verein Köln e.V.

FIZ e.V. – Freunde des interkulturellen Zentrums

Integrationshaus e.V.

interKultur e. V.

KölnZeigtHaltung

Mosaik Köln Mülheim e.V.

Seebrücke Köln e.V.

Weitere Unterzeichnende (ab 21.06.2022 – 27.06.2022)

Heidrun Abel, Vorsitzende des Landesfachbereichs Medien, Kunst und Industrie NRW in ver.di, wohnhaft in Köln.

Conny Schmerbach, Mitglied des Runden Tisch für Flüchtlingsfragen und Runder Tisch für Integration

Salman Abdo, Integrationshaus e.V.

Carmen Bleker, Kölner Flüchtlingsrat e.V.

Antonella Giurano, Offene Welt e.V.

Jashar Erfanian, Kölner Flüchtlingsrat e.V.

Kosmas Loutsopoulos, Deutsch Griechisches Kulturzentrum Köln – Porz e.V.

Evangelia Loutsopoulou, Deutsch Griechisches Kulturzentrum  Köln – Porz e.V.

Panagiotis Tsavelis, Deutsch Griechisches Kulturzentrum Köln – Porz e.V.

Parthena Tsitiridou, Deutsch Griechisches Kulturzentrum Köln – Porz e.V.

Eleni Panagiotelidou, Deutsch Griechisches Kulturzentrum Köln- Porz e.V.

Johanna Bült, Kölner Flüchtlingsrat e.V.

Hila Qasem, Kölner Flüchtlingsrat e.V.

Angelika Prömm, Kölnerin

Christine Müller, Stadtbürgerin

Wolfgang Pilgrim, “Willkommen in der Moselstraße” und “Wohnen Wagen!”

Vera Witteck, Stadtbewohnerin

Daria Beletchenko, Stadtbewohnerin

Sefko Krkic, Stadtbewohner

Sercan Karaağaç, Vorsitzender der Jusos Köln

Mario Michalak, Stadtbewohner

Ferdaous Kabteni, Stadtbewohner

Tjark Eilts, Stadtbewohner

Svenja Wichmann, Stadtbewohnerin

Elena Ranker, Stadtbewohnerin

Thomas Spies, Stadtbewohner

Helen Hermanns, Stadtbewohnerin

Anna So-Shim Schumacher, AntiDiskriminierungsBüro Köln / Öffentlichkeit gegen Gewalt e.V.

Prof. h.c. Igor Epstein, Weltmusik, Klezmer und Ästhetik Akademie, Integration- und Begegnungszentrum e.V.

Adrian Kasnitz, Stadtbewohner

Tanja Schmieder, cityofhope cologne e.V. 

Julie Kohl, Stadtbewohnerin

Marika Biegrl, Stadtbewohnerin

Veronika Dimke, Stadtbewohnerin

Thomas Spies, Stadtbewohner

Sabine Rascher, Stadtbewohnerin

Timo Glatz, Stadtbewohner

Marco Franco, Stadtbewohner

Gabi Viol, Stadtbewohnerin

Sarah Mchugh, Öffentlichkeit gegen Gewalt e.V.

Juliane Antoine, Afghanistan not safe Köln/Bonn, Mosaik e.V. Köln

Luziano Gonzalez Tejon, Deutsch- Spanischer Kulturkreis “Antonio Machado” eV.

Sirri Sofian, Stadtbewohner

Viktoria Anikanova, Stadtbewohnerin

Ayat Abdullah, Stadtbewohnerin

Marie Kuster, Stadtbewohnerin

Leon Follert, Stadtbewohner

Johannes Alt, Stadtbewohner

Jörg Detjen, MdR, DIE LINKE

Ulrike Detjen, Landschaftsversammlung Rheinland, DIE LINKE

Zuzanna Pacek, Stadtbewohnerin

Dr. Günter Bell, Geschäftsführer der Fraktion DIE LINKE im Rat der Stadt Köln

Anas Ouriaghli , Projekt “Roots”

Ralf Berger, PHOENIX Köln e.V.

Claudia Günter, Stadtbewohnerin

Chris Krug-Borsch, Stadtbewohner

Momo Sissoko, Jama Nyeta e.V.

Aleksander Kuzmenko, Stadtbewohner

Thomas Bönig, Kulturklüngel

Sina Vogt, Stadtbewohnerin

Hojin LEE, Stadtbewohnerin

Lamyaa Almahmoud, Stadtbewohnerin

Sergen Canoglu, Kreissprecher von DIE LINKE

Tim Carow, Stadtbewohner

Markus Kasperek, Stadtbewohner

Sevim, Stadtbewohnerin

Mattis Dieterich, Vorsitzender der SPD im Kölner Norden

Florian Nellinger, Stadtbewohner

Harald Fuchs, Stadtbewohner

Eve Dekant, Stadtbewohnerin

Karin Billerbeck-Saar, Stadtbewohnerin

Viktoria Lukoschek, Stadtbewohnerin

Daniel Franke, Stadtbewohner

Dr.Inge Mirtschink, Stadtbewohnerin

Ulla Knie, Stadtbewohnerin

Noelle O’Brien-Coker, Redakteurin/Journalistin und Mitglied bei DEMASK Cologne

Gülistan Çaçan, Bürgerzentrum Vingst – Vingster Treff

Anna Simon, Projektmitarbeiterin Gastro 8.0

Anne Probst, Caritasverband für die Stadt Köln e.V.

Susanne Spindler, AG Bleiben

Amal Alnukari, Stadtbewohnerin

Omar Mohammad, Stadtbewohner

Yara Mohammad, Stadtbewohner

Arndt Bahrfeck, Stadtbewohner

Agnes Callsen, Stadtbewohnerin

Ole Callsen, Stadtbewohner

Katharina Schück, Migrafrica

Isabella Büsch, Stadtbewohnerin

Hannah Pütz, Stadtbewohnerin

Eleonora Goldman, Stadtbewohnerin

Maria Fichte, Stellv. Geschäftsführerin CSH Köln e.V., Sozialraumkoordinatorin Mülheim-Nord / Keupstraße, CSH Köln e.V.

Marita Reinecke, Stadtbewohnerin

Johanna Werz, Stadtbewohnerin

Marion Tekolf, Stadtbewohnerin

Anna Klimaszewska-Golan, Vizevorsitzende des Integrationsrates Köln und Vorstandsvorsitzende EUROPOLIS Köln e.V.

Jana Kemper, Stadtbewohnerin

Ahmad Usamah Sabsabe, Stadbewohner

Heike Drexler, Betreuungsverein des Caritasverbandes für die Stadt Köln e.V.

Boris Sieverts, Stadtbürger

Irene Wülfrath-Wiedenmann, Kölner Großeltern for Future

Klaus Kirschbaum, Stadtbürger

Ulla Wirtz, Stadtbewohnerin

Jonathan Sieger, Stadtbürger

Bettina Heidelberg, Stadtbürgerin

Wolfgang Stahl, Stadtbürger

Bruno Grünewald, Stadtbürger

Rejane Radschinski, Stadtbürgerin

Markus Geis, Migrafrica VJAAD e.V., Jama Nyeta e.V.

Alda Pascual Henkel, Stadtbürgerin

Inken Waltz, Stadtbürgerin

Wibke Schaeffer, Stadtbürgerin

Dominik Dannenberg, Stadtbürger

Ulrike Eichel-Selbach, Flüchtlingshilfe Zündorf und Ensen

Berit Kreutz, Willi- Eichler-Akademie

Petra Tilgner, Stadtbürgerin & Mitglied Mosaik Köln Mülheim e.V.

Barbara Maubach, Stadtbürgerin

Ulrike Brandt-Heimbrecht, Stadtbürgerin

Markus Peters, Vorstand SKM Köln – Sozialdienst Katholischer Männer e.V.

Meike Lobmeyer, VJAAD Migrafrica e.V.

Ivonne Weiler, Stadtbürgerin

Unterzeichnende Organisationen

ISS Kinder- und Jugendhilfe g GmbH

Willkommen in der Moselstraße

Weltmusik, Klezmer und Ästhetik Akademie, Integration- und Begegnungszentrum e.V.

agisra e.V

FluMI (Initiative der Kirchengemeinde Vingst Höhenberg)

Wir haben Platz

AG Bleiben

Afghanistan not safe Koeln/Bonn

Machbarschaft Petershof e.V.

DEMASK

BI Mehr Grün in Kalk

Pflanzenstelle Kalk

Naturfreund:innen Kalk

Grüne Jugend Köln

Die Neuerburg e.V. (Hausprojekt)

SKM Köln – Sozialdienst Katholischer Männer e.V.

Vorstand Alte Feuerwache

von Elizaveta Khan

Zu Beginn möchte ich verschiedene Perspektiven eröffnen, nicht durch einen wissenschaftlichen oder praxisbezogenen Input, sondern durch Geschichte und Geschichten aus dem Leben. 

Warum Geschichten?

Mely Kiyak sagte in ihrer Rede die folgenden Worte: 

„Geschichten erzählen bedeutet ja eigentlich Menschen zu erzählen. Oder das Leben versuchen zu begreifen. Insofern fühle ich mich sehr verwöhnt, denn seit ich hören kann, hörte ich Geschichten vom Leben, Lieben und Sterben.“

Mely Kiyak

Und auch in all den Diskursen um Teilhabe und Teilnahme geht es nicht um Zahlen oder Begriffe. Es geht um Menschen und um Lebenswirklichkeiten. Daher ist Geschichte, sind Geschichten der beste Weg, in diese Diskurse einzusteigen.

Zunächst einmal möchte ich Euch Lesende einladen, einen Blick in die Vergangenheit zu werfen. Warum?

Weil wir uns zunächst dessen bewusst werden müssen, dass „weiße Europäer_innen und Nordamerikaner_innen die Welt nicht nur militärisch und wirtschaftlich dominierten und dominieren. Sie vermittelten und vermitteln auch kulturell ihre Perspektiven/Interpretationen und Umgangsweisen, ihr Wissen und ihre Geschichten als wahr und überlegen.“ (Richter 2015, S. 227) Und sie konnten und können bestimmen, welche Lebenswirklichkeit sichtbar wird – und damit auch relevant.

Die folgende Geschichte, die sich an Kinder richtet, habe ich aus dem Buch „Gefangen in der Gesellschaft. Alltagsrassismus in Deutschland. Rassismuskritisches Denken und Handeln in der Psychologie“ von Dileta Fernandes Sequeira adaptiert. 

Es war einmal…

… die Welt sehr groß, aber nicht größer als die Welt heute. Die Welt war groß, weil der Mensch sich nicht so weit fortbewegen konnte. Er konnte sich nur zu Fuß bewegen. So konnte er nicht besonders weit kommen. Deshalb blieben die Menschen dort, wo sie waren. 

Dann zähmte der Mensch das Pferd, brach seinen Willen und nutze es zur Fortbewegung. So konnte er reiten und viel weiter kommen, als es zu Fuß möglich gewesen wäre. Später baute er kleine Boote und kleine Wagen ohne Motor. 

Abenteuerlust hat jeder. Die Menschen bewegten sich fort – überallhin, wohin sie zu Fuß, mit ihren Pferden, Wagen oder Booten kamen. 

Große Boote mit vielen Menschen am Ruder machten es möglich, dass sich die Menschen zu „neuen“ Kontinenten und neuen „Königreichen“ aufmachten. Und so kam es, dass Menschen aus Europa zu neuen Kontinenten fanden. Da es damals keine Grenzen gab und keine Pässe, sind die Europäer einfach in diese Gegenden eingereist. So kamen sie mit anderen Menschen, Tieren, Gewürzen, Stoffen, Steinen und Metallen in Kontakt. Sie trieben Handel mit diesen Menschen. Sie kauften Seide, Gewürze, Porzellan, Stoffe und Tabak. Die Europäer lernten Menschen kennen, die ganz anders aussahen und anders sprachen als sie. Die Hautfarben der Menschen nannten sie schwarz, gelb oder rot. Ihre eigene Hautfarbe nannten die Europäer weiß. Warum? Das weiß niemand wirklich genau. Denn eigentlich waren sie doch rosa gefärbt. 

Irgendwann begannen sie zu denken: „Warum sollen wir diese Sachen eigentlich kaufen? – Wir nehmen sie uns einfach. Wir transportieren Menschen, damit sie woanders für uns arbeiten.“ Diese Leute nannten sie Sklaven. Viele Menschen starben, weil sie sich vor den Krankheiten der Europäer nicht schützen konnten. Damals gab es keine Impfungen. Irgendwann bekamen die Europäer ein schlechtes Gewissen. Sie waren Christen und in der Bibel stand, dass in den Augen Gottes alle Menschen gleich sind. Sie wollten die Sklaven aber weiter ausbeuten. Sie taten so, als ob es verschiedene „Menschenarten“ gäbe. Sie schrieben Bücher, in denen stand, dass eine rosafarbene Art eine bessere Art sei. 

Die Roten, die Schwarzen und die Gelben, das sind die schlechteren Menschenarten, sagten sie. So dachten sie, dass sie diese Menschen und die Länder, in denen sie lebten, weiter ausbeuten dürften. Sie haben schlimme Sachen getan. Sie haben viele Menschen umgebracht. Sie haben ganze Länder ausgebeutet und kaputtgemacht.

Dann wurde der Motor erfunden. Wägen, Züge und Boote konnten sich weiter wegbewegen. Dadurch konnten die Europäer mehr zerstören, um mehr Geld für sich zu bekommen. Im 18. Jahrhundert war das Zeitalter der Aufklärung und die Demokratie entwickelte sich in Europa. Man begann, die Menschenrechte in Europa zu schützen. Die Orte, in die die Europäer eingedrungen waren, nannte man Kolonien. In ihnen wurden die Menschenrechte nicht beachtet. Die Menschen dort wurden sehr brutal behandelt. 

Irgendwann war es dann nicht mehr in Ordnung, Kolonien und Sklaven zu haben. Die kolonialisierten Länder begannen, gegen die Europäer zu kämpfen. Kolonien wurden aufgelöst. Autos, Schiffe und Flugzeuge halfen Menschen, sich sehr schnell und sehr weit fortzubewegen. Die Menschen aus den kolonialisierten Ländern fingen an, sich in Richtung Europa zu bewegen. Das gefiel den Europäern nicht und sie begannen, ihre Grenzen zu schließen.

Warum habe ich diese Geschichte gewählt? 

Ich finde, sie zeigt auf, wie selbstverständlich die weiße Bevölkerung ganze Kontinente gewaltsam besetzte, die Menschen vor Ort unterdrückte, versklavte und ermordete. 

Und sie zeigt auf, dass die Kolonialisierung auf einer rassistischen Weltvorstellung basierte. Außerdem illustriert sie die Auswirkungen der Kolonialisierung auf das Heute. Denn die geschaffenen Fakten wirken bis in unsere Zeit fort, beispielsweise in Form von Grenzen oder dem System der wirtschaftlichen Abhängigkeit und Verschuldung von Staaten.

Und vor allem in einem Blick auf die Welt aus der weißen und eurozentrischen Perspektive. Wir können festhalten, dass die historisch etablierten Macht- und Gewaltverhältnisse das Erbe des Kolonialismus sind und dass sie bis heute fortdauern. 

Das ist die Eigenschaft von Geschichte – sie ist nie abgeschlossen, sondern durchwirkt das Gestern, das Heute und das Morgen. Daher sind auch die hier nun folgenden Geschichten gültig und aktuell. 

Und wenn jemand sagen sollte, das seien Einzelfälle, kann ich nur entgegnen: Sich auf Einzelfälle zu beziehen, das ist der Sinn unserer Arbeit. Es geht zwar nicht darum, jeder Person unter die Arme zu greifen; es geht bei unserer Arbeit jedoch darum, solche Strukturen und eine solche Atmosphäre zu schaffen, wo jede Person sein kann, wer sie will. Die folgenden Geschichten sind dafür repräsentativ; sie bieten überdies eine Möglichkeit, Raum für neue Perspektiven zu schaffen. Denn es sind unsere Realitäten und unsere Geschichten. 

Werfen wir also einen Blick auf das Heute. Ich möchte mit Ihnen und Euch Geschichten teilen, die uns in der Praxis begegnen. Außerdem greife ich wieder auf Geschichten aus dem Buch von Dileta Fernandes Sequeira zurück. 

Als ich unter der Dusche stand, bemerkte ich, dass meine Haut wieder spröde geworden war. Meine Hautärztin hatte beim letzten Gespräch gesagt: „Das liegt daran, dass Ihre Haut nicht weiß und nicht schwarz ist, das liegt an der Vermischung.“ Ich dachte mir: „Das liegt daran, dass meine Grußmutter von deutschen Soldaten vergewaltigt wurde, nachdem Generalleutnant Lothar von Trotha den Befehl gegeben hatte, die Herero und Nama vollständig zu vernichten.“ Die Geschichte des Rassismus ist mir in die Haut geschrieben.

Ich bin weiße Deutsche. Es gibt Menschen, die viel Schlimmeres erleben und dadurch traumatisiert sind. Sie sind aber mutig und haben gelernt, mit ihrer Traumatisierung zurechtzukommen. Wenn sich jemand rassistisch angegriffen fühlt, sollte er sich wehren. Es gibt nichts anderes zu tun. Ich finde, dass wir Deutsche hart gearbeitet haben, und es darf uns gut gehen. Ich reise viel und werde überall gut behandelt. Ich genieße dieses Privileg. Es gibt Länder, die viel schlimmer mit ihren Bürgern umgehen – im Vergleich geht es den Ausländern hier sehr gut. Ich weiß nicht, worüber sie sich beschweren und warum sie alles übertreiben. Rassismus ist nicht mein Problem. Uns geht es gut in Deutschland. Wir haben keinen Krieg mehr. Wir haben genug zu essen. Und trotzdem machen wir das Leben kompliziert. Muss ich alle Empfindlichkeiten akzeptieren? Manchmal ist der Verkäufer auch blöd zu mir. Außerdem bin ich mit meinem Leben sehr beschäftigt. Ich habe keine Kapazitäten, mich da zu vertiefen, mich um Rassismus zu kümmern.

Einsamkeit, Isolation, tägliche Erfahrungen von intersektionaler Diskriminierung, Gewalt und ungleiche Machtverhältnissen sind in öffentlichen und privaten Räumen gegenwärtig. Die unmittelbare Folge ist, dass sich Menschen entmenschlicht fühlen – durch mangelnden Respekt, fehlende Anerkennung und verhinderte Sichtbarkeit; dies wiederum kann sogar zu Mord und Selbsttötung führen.

Es ist furchtbar, dass wir nicht wir selbst sein und unser Leben in Frieden leben können, sondern von offiziellen Stellen beurteilt werden müssen – und dass wir deren Erlaubnis oder Zustimmung brauchen, um uns zu unseren Identitäten berechtigt zu fühlen. Es ist furchtbar, dass wir die ganze Zeit kämpfen müssen – ohne Garantie auf Erfolg. Und es ist furchtbar, dass Leiden zu unserem Alltag gehört, denn das hat kein Mensch verdient. Selbst wenn wir es schaffen, zu uns zu stehen und kleine Inseln der Sicherheit und Akzeptanz zu finden, kann dies zwar Heilung begünstigen, doch die Erfahrung von Diskriminierung wird uns unser ganzes Leben begleiten. 

Und nicht nur uns selbst, sondern auch unsere Nachfahren, in Form generationenübergreifender Traumata – da wir die Erfahrungen unserer Vorfahren erben.

Weißt Du Lisa, sobald ich erzähle, dass ich Jüdin bin, erklären mir alle, dass sie während der Zeit des Nationalsozialismus Jüdinnen und Juden versteckt haben. Ich denke mir dann, so viele Jüdinnen und Juden gab es gar nicht, dass ihr sie hättet alle verstecken können. Meine Familie ist mir genommen worden, meine Geschichte ist mir genommen worden, auf vielfältige Art und Weise, brutal, endgültig. Und nicht mal diese eine Geschichte, dass ich Jüdin bin, können sie mir lassen. Warum wollen die Deutschen immer alles bewältigen? Vor allem: Wie wollen sie diese Geschichte bewältigen?

Ich bin Deutsche. Schon als Kind habe ich mich für Ausländer interessiert. Ich fand sie schön, toll, interessant. Ich wollte auch eine dunkle Hautfarbe haben. Meine Mutter hat dann gesagt, dass weiße Hautfarbe besser sei, weil Menschen mit dunkler Hautfarbe es nicht so einfach hätten. Ich habe das damals nicht verstanden. Ich bin viel gereist, wurde überall gut aufgenommen und habe während meiner Aufenthalte im Ausland viele Freundschaften geschlossen. Für mich sind diese ausländischen Freunde – oft aus ehemaligen kolonialisierten Ländern – ganz normal. Ich habe sie nicht als Schwarze betrachtet. Ich bin immer gespannt, wenn ich Ausländer sehe. Ich werde neugierig und will wissen, wo sie herkommen und so weiter. Das hat für mich sofort einen positiven Effekt. Ich gehe höflich und respektvoll mit ihnen um. Dass es uns in Deutschland gut geht auf Kosten anderer, darüber habe ich mir nie Gedanken gemacht. Ich habe diese Verhältnisse nicht geschaffen. Ich genieße es, dass es mir hier gut geht. Zunehmend mache ich mich aber Gedanken: Ist das alles gerecht? Was soll ich tun?

Und dann schaue ich mich um und denke: Sie haben uns geholt, die Kontingentgeflüchteten, die Aussiedler:innen, die Gastarbeiter:innen und dann wieder die Spätaussiedler:innen, dann all die geflüchteten Menschen aus dem Irak, aus Afghanistan, aus Syrien, dazwischen die EU-Osterweiterung, wer schuftet denn hier die ganze Zeit? Wie ertragen wir das alles? Wie können wir dieses Land lieben?

Ich bin ein Mensch mit Migrationsvordergrund. Ich habe mein Land als wertvolle, selbstbewusste und weltoffene Akademikerin verlassen, um als wertlose Ausländerin in Deutschland anzukommen. Heute weiß ich, was damals mit mir los war. Damals wusste ich es nicht. Ich habe meine Vitalität verloren. Es waren die subtilen Erfahrungen des Ausgrenzens, das Racial Profiling, zum Beispiel am Flughafen oder am Bahnhof, und die viele täglichen Portionen des Rassismus, die mich geschwächt haben. Viele Erfahrungen, viele Gefühle, die niemand verstanden hat, die auf Widerstand gestoßen sind und heute noch auf Widerstand stoßen. 

Grundsätzlich muss sich die Gesellschaft ändern, von überholten Rollenbildern ablassen und sich grundlegend strukturell anders aufstellen, damit Stimmen und Perspektiven gesehen und gehört werden können. Die ganze Gesellschaft sollte ein safer space sein. Mit unseren selbstorganisierten Räumen versuchen wir, dieses Ideal zu leben. Besonders für migrierte LSBTIAQ+ of Color ist es sehr wichtig, Anlaufstellen zu haben. 

Queer zu sein, eine Person of Color zu sein und eine Migrationserfahrung durchlebt oder eine Flucht hinter sich zu haben, bedeutet eine riesige Herausforderung. In ein neues Land zu kommen, von dem du gar nichts weißt, und zu versuchen, ein neues Leben zu beginnen oder einfach nur zu überleben, weil du dein Zuhause verlassen musstest – das kann hart sein.  

Was zeigen uns diese Geschichten? Warum ist es mir wichtig, sie hier zu erzählen? Es geht mir nicht darum, Studien, Konzepten, Methoden, wissenschaftlichen Praxen ihre Berechtigung zu entziehen. Aber es ist mir ein Anliegen, dass wir unsere Weltsicht reflektieren. Dass wir uns darüber im Klaren sind: Eine Weltsicht, die Geschlecht und Geschlechtsidentitäten, kulturellen Hintergrund, Hautfarbe, Ethnizität und soziale Klasse nicht berücksichtigt, kann keine realitätsnahe Weltsicht sein. 

Intersektionalität ist nicht nur das Konzept sich verschränkender und gegenseitig bewirkender, miteinander und gegeneinander agierender Diskriminierungsformen. Unsere Welt ist Intersektionalität. Deshalb ist eine Weltsicht, die Geschlecht und Geschlechtsidentitäten, kulturellen Hintergrund, Hautfarbe, Ethnizität und soziale Klasse berücksichtigt, eine realistische.

Die große Challenge ist: Wie können wir diese Lebensrealitäten in produktive Veränderungskonzepte einbinden?

Wir sind nicht fürs Foto da, aber auch.

Unsere Realität als Sozialarbeiter*innen bringt uns mit Menschen zusammen, die sonst immer nur Zielgruppen sind. In der Kultur aber, verstanden als soziale Praxis der Weltdeutung, fühlen wir uns dem Menschen verbunden.

Durch Vielheit geprägte Begegnungen, im Grund also alle Begegnungen, erzeugen sowohl Empfindungen von Gleichheit als auch Gefühle der Differenz. Das Zusammendenken von Gleichheit und Differenz ist demnach auch Herausforderung. Einerseits sollen Unterschiede nicht negiert werden, andererseits muss Diversität lebbar sein. Deswegen war es uns ein Anliegen, in unserem Projekt den Mehrwert und die Relevanz gelebter Vielfalt durch einen multiperspektivischen Vielheitsplan praktisch umsetzbar zu machen. Dabei konzentrierten wir uns auf den Bereich der Kultur. Denn in der Konzentration auf kulturelle Projekte sahen und wir die Chance eines multiperspektivischen Zugangs und der für die Umsetzung notwendigen Interdisziplinarität. 

Im Sinne solch eines multiperspektivischen, interdisziplinäres Anliegens beziehen wir folgende Gesichtspunkte in die Beschreibung soziokultureller Projekte ein: 

  • Verschiedene Ausdrucksformen (Literatur, Kunst, Musik, Tanz etc.)
  • Verschiedene Berufsfelder (Regisseurin, Bühnenbildner, Schauspielerin*, Tänzer:in etc.) 
  • Verschiedene Mit-Zielgruppen (wie z.B. in Kinder- und Jugendprojekten)
  • Verschiedenes Wissen und verschiedene Zugänge zur Welt und zur Gesellschaft
  • Verschiedene Strukturen und Hierarchien in und außerhalb der durchführenden Organisationen

Wenn verschiedene Menschen – und Menschen sind immer verschieden – zusammenkommen, um etwas Gemeinsames zu gestalten, brauchen wir Wahrnehmung und Repräsentation, Interesse an- und füreinander, verschiedene Kanäle und Kommunikationsformen – sowie einen Plan. Einen Vielheitsplan. Verstanden als ein demokratisches Instrument, um Macht und Ressourcen zu teilen. Und eine Form der Kommunikation zu etablieren, die den Realitäten einer Vielheitsgesellschaft gerecht wird. 

Dr. Mark Terkessidis hält in diesem Zusammenhang fest: „Die Gesellschaft benötigt Vielheitspläne, die sich an den unterschiedlichen Voraussetzungen, Hintergründen und Referenzrahmen aller Individuen orientieren.“

Dabei meint „die Gesellschaft“ uns als Personen, die mit verschiedenen Interessen versuchen, miteinander im Gespräch zu bleiben, Realitäten zu übersetzen, Wirklichkeiten zu beschreiben. Wir fragen uns daher, was unser Beitrag zu einer gerechteren und offenen Gesellschaft sein kann. Wir sind gerne mit Menschen zusammen, hören und teilen unsere Geschichten, unterstützen andere beim Zurechtkommen. Uns alle verbindet der Wunsch nach Beisammensein, Respekt, Repräsentation, Freiheit, Fairness, Frieden, Ankommen und Sinn. Und wir alle haben verschiedene Ideen, Gedanken, Fantasien, Fragen – dazu, was wir sind und was wir wollen. Wir engagieren uns für eine rassismusfreie und diversitätssensible Gesellschaft, für die Achtung der Menschenwürde. Aber wir haben in den meisten Fällen schlichtweg zu wenig Zeit. Deswegen brauchen wir einen Plan, der in die dichte zeitliche Struktur der jeweiligen Projekte passt. 

Doch ein wichtiger Aspekt fehlt. Wir sind eine migrantische Organisation. Was heißt das? Das bedeutet, dass 75 Prozent unserer Teammitglieder aus einem anderen Land kommen, dass 50 Prozent eine nichtdeutsche Staatsbürgerschaft haben, dass 100 Prozent  mehr als eine Sprache sprechen, dass 50 Prozent als Kinder und Jugendliche viele Zugänge und Ressourcen zur Bildung und Kultur hatten, dass 50 Prozent studiert haben, dass 80 Prozent in Armut gelebt haben, dass 90 Prozent nur befristete Verträge haben, dass eine Planung der Ressourcen fast unmöglich ist, dass die klare Haltung immer schwieriger wird – je nachdem, welche Abhängigkeiten bestehen – und dass 90 Prozent von uns die Erfahrung des Heimwehs, des Andersseins, der Verbundenheit miteinander und des Misstrauens uns gegenüber teilen. 

Wir brauchen also einen Plan und eine klare Vision, was wir wollen.

Wie können wir Vielheit praktisch und vor Ort gestalten? In unserem Projekt wollten wir unterschiedliche Wege der Umsetzung eines Vielheitsplans beschreiten und beschreiben. Für das Projekt sind wir verschiedene Kooperationen mit unterschiedlichen Kulturinstitutionen und Kulturprojekten eingegangen: dem Rautenstrauch-Joest-Museum Köln, der Akademie der Künste der Welt, dem KUNTS e.V., dem Kölner Verlag parasitenpresse sowie dem Projekt „BREATHE!“ von Erasmus+ mit den Organisationen Alter Natives (Frankreich), Vision Sud Sénégal (Senegal), Caritas der Erzdiözese Wien – Hilfe in Not (Österreich), InsightShare Ltd (UK) und Afropean Project (Belgien) sowie dem Projekt „Roots INTERAktion“.

Bei der Arbeit an den eigenen Strukturen wurden wir von Dr. Mark Terkessidis begleitet. Im Fokus stand hier das Konzept des Ver-Lernens und des Kennenlernens. Wichtigste Voraussetzung für eine organisationsinterne Veränderung war eine klare Kommunikation und das Einbinden der Realitäten vor Ort. Jede Person in der Organisation hat ihre Vorstellung davon, was ein guter Ort zum Arbeiten und für das Engagement ist. Zentral war es daher auch, Raum zu schaffen für diese Ideen und Bedarfe, für Kommunikation und Informationsweitergabe, aber auch für eine Akzeptanz von Grenzen und Ressourcenbeschränkungen.

Eine weitere Problematik stellten die Rahmenbedingungen dar, in denen migrantische Organisationen stecken. Der Beitrag von Dr. Mark Terkessidis fasst die Spannungen und „Gefängnisse“ zusammen, in denen wir in der Praxis verhaftet sind. 

In der vorliegenden Handreichung Publikation beschreiben wir die jeweiligen Kooperationsprojekte sowie die im Zuge ihrer Durchführung entstandenen Gedankengänge. So formulieren wir unsere Erfahrungen und leiten daraus unsere Rückschlüsse ab. 

Dabei haben wir Unterstützung von Alexander Estis bekommen. Alexander Estis verfasst Essays, Glossen und Kolumnen für Deutschlandfunk Kultur, Frankfurter Rundschau, Neues Deutschland, Berner Zeitung, die Unabhängige Zeitung Moskau u.a. Einen Schwerpunkt seiner kolumnistischen und essayistischen Arbeit bilden Kulturpolitik und Kulturbetrieb.

Unsere Hoffnung ist es, aus der Praxis zu lernen, Einblicke in die Arbeit vor Ort zu geben und Handlungsoptionen für andere Einrichtungen zu entwickeln. 

Sprache und Begriffe

Die Schreibenden lieben die deutsche Sprache. Es fällt uns nicht schwer, uns zu artikulieren. Die deutsche Sprache ist aber nicht unsere Muttersprache und zu unseren Biografien gehörte das Deutschlernen wie auch das Deutschlehren. Deswegen wissen wir um die Macht der Sprache. Und wir haben die Erfahrung, dass Schreiben mit komplizierten Worten und Sätzen Sachverhalte gut zusammenfassen kann. Oft aber so, dass Lesende den Gedankengängen nicht gut folgen können. Deswegen haben wir verschiedene Formen der Dokumentation gewählt, um unsere Gedanken nachvollziehbar zu machen. 

Feste Begriffe sind einerseits eine Möglichkeit, die diverse Realität auf den Punkt zu bringen, andererseits werden gerade Menschen mit festen Begriffen mehr schlecht als recht abgebildet. Daher nehmen wir uns die Zeit und so viele Wörter wie nötig, um zu beschreiben, was wir beobachtet haben und wer in die Prozesse eingebunden war. 

Was war los im Projekt?

Mit dem Rautenstrauch-Joest Museum Köln arbeiteten wir im Rahmen der Ausstellung „Resist! Die Kunst des Widerstands“ zusammen. Die folgenden Fragen haben wir dabei diskutiert: Wie kann eine Zusammenarbeit der Institution „Museum“ mit migrantischen Organisationen gestaltet werden? Wie können sich Initiativen in Institutionen einbringen?

Mit der Akademie der Künste der Welt kooperierten wir im Rahmen von deren „partizipativem Stipendienprogramm“. Der folgenden Frage sind wir dabei nachgegangen: Wie können Ideen von migrantischen Organisationen in etablierte Strukturen wie beispielsweise Stipendiatenprogramme eingebracht werden? Und wir haben zusammen die Bundesmigratin:innenwahl mit dem Netzwerk „Die Vielen NRW“ organisiert.

Gemeinsam mit dem KUNTS e.V. und dem Verlag parasitenpresse führten wir das Europäische Literaturfestival Köln-Kalk durch und begleiteten dieses mit Evaluationsfragen: Wie kann Projektarbeit mit unterschiedlichen Akteur:innen und unterschiedlichen Zugängen zu Kunst gestaltet werden? Wie wird Vielfalt nicht nur „plakativ“, sondern auch strukturell einbezogen und abgebildet?

Im Rahmen des Projekts „BREATHE!“ von Erasmus+ arbeiten wir mit Organisationen aus Frankreich, Belgien, Großbritannien, Österreich und dem Senegal zusammen. Wir wollen verstehen: Wie können Projekte auf europäischer Ebene durch Neue Deutsche Organisationen mitgestaltet werden? Wie sehen Zugänge zu europaweiten Projekten für migrantische Organisationen aus? Im Sommer haben wir dazu eine Kundgebung mit einer Theaterperformance initiiert. Mit „Back to Benin City“ haben wir uns zu den Restitutionsforderungen positioniert und den zivilgesellschaftlichen Stimmen einen Raum gegeben. 

Mit „Roots INTERAktion“ haben wir die Theater-Performance ROOTS! In öffentlichen Räumen auf die Bühne gebracht. Im Anschluss an die Theateraufführungen hat sich das Ensemble und die künstlerische Leitung sowie Engagierte aus der Zivilgesellschaft  mit den Zuschauer:innen über die Performance und das Projektthema „struktureller Rassismus“ ausgetauscht. Damit wurde ein interaktives Format geschaffen, bei dem Menschen die Möglichkeit hatten, sich unabhängig ihres sozialen Status und ihrer kulturellen Identität in öffentlichen Räumen in Köln im Rahmen der Präsenzveranstaltung zu begegnen.

Dieser Artikel ist Teil unserer Publikation: “Vielheitsplan Kultur – rein praktisch!” Weitere Informationen finden Sie hier