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Kolonialgeschichte, Restitution und Erinnerungskultur – Ein europäisch-afrikanisches Jugendprojekt im Rahmen von Erasmus+

Von März 2021 bis Februar 2023 war Integrationshaus e.V. Teil eines internationalen Erasmus+-Projekts, das sich mit der kolonialen Vergangenheit, der Restitutionsdebatte und neuen Formen der kollektiven Erinnerungskultur beschäftigt hat. Gemeinsam mit sechs Partnerorganisationen aus Europa und Afrika wurde ein mehrsprachiger, methodischer und praxisnaher Austausch initiiert, der sich insbesondere an junge Menschen richtet.

Wer war beteiligt?

Das Projekt wurde in Kooperation mit den folgenden Organisationen durchgeführt:

  • Alter Natives (Frankreich)
  • Vision Sud Sénégal (Senegal)
  • CARITAS Wien / Kulturhaus Brotfabrik (Österreich)
  • InsightShare Ltd (Großbritannien)
  • Afropean Project (Belgien)
  • Integrationshaus e.V. (Deutschland)

Worum ging es?

Ziel des Projekts war es, sich mit der Kolonialgeschichte der jeweiligen Länder auseinanderzusetzen – aus einer diasporischen, migrantischen und postkolonialen Perspektive. Jede Organisation verfasste dazu:

  • eine Zusammenfassung zur Kolonialgeschichte ihres Landes
  • einen Überblick über die aktuelle Restitutionsdebatte
  • methodische Ansätze zur Arbeit mit Jugendlichen zu diesen Themen
  • ein Handbuch mit pädagogischen Methoden

Zentral war der interaktive Austausch: Alle Organisationen besuchten sich gegenseitig mit Jugendgruppen. Dabei wurde an ethnologischen Museen gearbeitet, in denen koloniale Objekte ausgestellt sind. Diese Besuche waren nicht nur Austauschformate, sondern kritische Interventionen: Es wurden gezielt bestimmte Objekte und Sammlungen ausgewählt, um neue Narrative zu entwickeln und alte Machtverhältnisse zu hinterfragen.

Warum ist das wichtig?

Kolonialgeschichte ist kein abgeschlossenes Kapitel, sondern wirkt bis heute in Strukturen, Identitäten und sozialen Ungleichheiten fort. In vielen Ländern Europas wurde diese Geschichte aus der Perspektive der dominanten weißen Mehrheitsgesellschaft geschrieben – ohne Raum für die Stimmen der Kolonialisierten, der Diaspora oder der Nachfahren kolonialer Gewalt.

Das Erasmus+-Projekt nahm diese Leerstelle zum Ausgangspunkt und setzte auf einen transnationalen, solidarischen Zugang zur Erinnerung. Die Perspektive junger Menschen spielte dabei eine besondere Rolle: Sie waren eingeladen, Fragen zu stellen, zu recherchieren, zu erzählen und zu hinterfragen – in Museen, in Workshops, im Stadtraum, in kreativen Formaten.

Restitution als Ausgangspunkt für Veränderung

In den letzten Jahren hat die öffentliche Debatte über Restitutionen an Fahrt aufgenommen. Die Rückgabe von geraubten Kulturgütern aus kolonialen Kontexten ist mehr als eine symbolische Geste – sie eröffnet Möglichkeiten für Heilung, für eine neue Geschichtsschreibung, für vielfältige Erinnerungskultur und für Gerechtigkeit.

Das Projekt hat gezeigt: Restitution beginnt nicht erst mit der Rückgabe eines Objekts. Sie beginnt mit dem Zuhören, dem Verlernen, dem gemeinsamen Erzählen. Die Zusammenarbeit über Kontinente hinweg hat neue Fragen aufgeworfen und gleichzeitig verbindende Perspektiven sichtbar gemacht.

Weitere Informationen zum Erasmus+-Programm für Jugendprojekte:
www.erasmusplus-jugend.de

Steckbrief des Gesamtprojekts im Rahmen von Erasmus+

Wer war beteiligt?

Das Erasmus+ Projekt wurde in Zusammenarbeit zwischen mehreren Organisationen aus Europa und Afrika umgesetzt:

  1. Alter Natives (Frankreich) – www.alter-natives.org
  2. Vision Sud Sénégal (Senegal)
  3. Caritas der Erzdiözese Wien – Hilfe in Not / Kulturhaus Brotfabrikwww.kulturhaus-brotfabrik.at
  4. InsightShare Ltd (Vereinigtes Königreich) – www.insightshare.org
  5. Afropean Project (Belgien)
  6. Integrationshaus e.V. (Deutschland) – www.ihaus.org

Projektzeitraum
Laufzeit: 1. März 2021 bis 28. Februar 2023

Was war unser Ansatz?

Jede beteiligte Organisation verfasste eine kompakte Darstellung der Kolonialgeschichte des jeweiligen Landes, in dem sie angesiedelt ist.
Zusätzlich erarbeitete jede Organisation eine Zusammenfassung zur aktuellen Debatte um Restitutionen.
Darauf aufbauend entwickelten die Teams Überlegungen und Ansätze, wie diese Themen mit Jugendlichen pädagogisch aufgearbeitet werden können.
Im Rahmen des Projekts wurde zudem ein methodisches Handbuch erstellt, das die entwickelten Konzepte dokumentiert und zur Anwendung bringt.

Ein zentraler Bestandteil des Projekts war der gegenseitige Besuch der beteiligten Organisationen – jeweils begleitet von einer Jugendgruppe.
Bei diesen Austauschformaten wurde gemeinsam in ethnologischen Museen gearbeitet.
Ausgangspunkt waren dabei ausgewählte Objekte bzw. Subjekte, anhand derer neue Perspektiven entwickelt und alte wie neue Erzählungen erarbeitet wurden.

Warum dieses Projekt?

Die kolonialen Vergangenheiten der beteiligten Länder wirken bis heute auf das Leben vieler Menschen. Diese Wirkung ist ambivalent: Sie zeigt sich einerseits in strukturellen Privilegien für einige, andererseits in der systematischen Einschränkung von Lebenschancen für viele andere.

Lange Zeit wurde Kolonialgeschichte ausschließlich aus Sicht einer dominanten weißen Minderheit erzählt. Eine gerechte Gesellschaft ist jedoch nicht denkbar ohne die kritische Auseinandersetzung mit kolonialen Strukturen – aus der Perspektive von Diaspora, Migration und marginalisierten Gruppen.

Die beginnenden Restitutionen eröffnen einen Raum, in dem diese Geschichte neu gedacht und sichtbar gemacht werden kann.
Sie schaffen Grundlagen für Heilungsprozesse, für eine alternative Geschichtsschreibung, für eine vielfältige Erinnerungskultur – und für Respekt.

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